25 Künstlerinnen und Künstler begegnen sich - ein Ausstellungsprojekt

Es ist nicht alltäglich, dass 25 Künstler an 5 Orten gleichzeitig Ihre Werke präsentieren und somit ein echtes künstlerisches Netz der Begegnungen aufbauen. Der Kunstverein Aichach, die Künstlervereinigung Dachau, der Kunstverein Ebersberg, die Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck und der Neue Kunstverein Regensburg haben dieses Ausstellungsprojekt Trabanten in diesem Jahr realisiert.

Antrieb für dieses Ausstellungsprojekt war der Wunsch, seinen eigenen Wirkungskreis zu durchbrechen und vielfältige Beziehungen auf- und auszubauen. Schon die Vorbereitung des Ausstellungsprojektes „Trabanten“ gestaltete sich interessant und spannungsreich. Fünf Vereine und Gruppierungen, die sich in unterschiedlicher Tradition und mit unterschiedlichem Hintergrund der Kunst annehmen, hatten sich für diese Zusammenarbeit entschieden.

Eine Reihe von konstruktiven Vorgesprächen diente nicht nur dazu, dieses Projekt vorzubereiten, sondern auch dazu, dass sich die Verantwortlichen kennen lernten und den Weg des Vorhabens bestimmten.

Als erstes galt es, einen Namen für das Projekt zu finden. Hierzu haben die beteiligten Kunstvereine den Titel „Trabanten“ gewählt, um ihre Position im Einzugsbereich der Kunstmetropole München ein wenig ironisch aber auch symbolisch darzustellen.

Fünf eigenständige Kunstzentren im näheren und weiteren Umfeld von München, die ihre Arbeit der Förderung zeitgenössischer Kunst widmen, haben sich zu einem „Netzwerk“ verbunden, das ihr kreatives Potential zu einem neuen Ausstellungsprojekt vereint, bei dem unterschiedlichste künstlerische Persönlichkeiten, Temperamente und Stilrichtungen aufeinandertreffen.

Es ist dies zwar generell ein Hauptkriterium von Gruppenausstellungen; hier jedoch gestaltete sich diese etwas anders. Eine fünfköpfige Jury wählte die insgesamt 25 Künstlerinnen und Künstler aus, die an diesem Projekt mitwirken und natürlich war schon der Akt der Verteilung auf die fünf Ausstellungsorte ein bewusstes Eingreifen und Gestalten.

Jedem war klar, dass der Ausstellungstitel „Trabanten“ also ein eher symbolischer Titel war. Er hat nichts gemein mit einem herkömmlichen Ausstellungsthema, das oftmals Fantasie und Kreativität in Grenzen hält.  Die Jury agierte also in einem themenfreien Raum und widmete sich bei der Auswahl voll und ganz dem Prinzip einer weitgefächerten künstlerischen Kommunikation. Keine thematischen Einengungen, keine Konzentration auf bestimmte Kunstarten sollte diese überregionale Zusammenarbeit beschränken. Das Ausstellungsergebnis sollte gerade ein Spiegel der lebendigen Kunstszenen zeitgenössischen Kunstschaffens sein. So hatte die Jury die nicht leichte Aufgabe, aus gut 100 Künstlern die 25 TeilnehmerInnen auszuwählen und dieses „Spiegelbild“ zu ermöglichen.

Orte des Kunstdialogs

Äußerst unterschiedlich sind auch die Orte der Ausstellungspräsentation. Mit dem romantischen Köglturm in Aichach und dem Reichsstädtischen Salzstadel in Regensburg sind zwei Gebäude mit nachhaltiger historischer Prägung sehr anspruchsvolle Ausstellungsorte für einen künstlerischen Dialog. Die „Alte Brennerei“ in Ebersberg, und die "Kulturwerkstatt Haus 10" in Fürstenfeldbruck sind eingebunden in das Ensemble einer historischen Klosteranlage und wurden wie die Galerie der KVD in Dachau - in einem ehemaligen Industriebau - nach einer Sanierung umgestaltet zu Präsentationsräumen zeitgenössischer Kunst.

Fünf Gruppen – fünf mal Heimat für zeitgenössische Kunst

Da ist der Kunstverein Aichach, eine äußerst reger Verein, der in seinem Zuhause eine weit über die Grenzen anerkannte und angenommene Kulturarbeit leistet. Dabei ist die Lage zwischen der Landeshauptstadt München und der Großstadt Augsburg manchmal eher eine Herausforderung, denn hier kann man etwas bewegen.

Auf eine lange und erfolgreiche Geschichte kann die Künstlervereinigung Dachau zurückblicken. Schon um die vorletzte Jahrhundertwende war das malerische Dachau und das Gebiet des Dachauer Moos Anziehungspunkt für zahllose Künstlerinnen und Künstler. Aber längst hat sich die jetzige Künstlervereinigung aus den Fangarmen der Geschichte gelöst und die Gruppierung ist heute ein aktiver Mittelpunkt zeitgenössischen Kunstschaffens dieser Region.

Mehr als zwei Jahrzehnte steter Erneuerung sind das Fundament des Kunstvereins Ebersberg. Er hat sich vor nicht langer Zeit in dem östlich von München gelegenen Landkreis durch ausdauerndes, intensives Engagement ein überregional beachtetes Ausstellungs- und Vereinszentrum schaffen können, das mit einem tatkräftigen Organisationsteam die kulturelle Landschaft des Landkreises wesentlich bereichert.

Seit 1924 gibt es die Künstlervereinigung Fürstenfeldbruck. Ähnlich wie in Dachau ist es hier eine Gruppe von Künstlerinnen und Künstlern, die durch ihre Eigenorganisation zu einem tragenden Pfeiler der Kulturarbeit dieses südwestlichen Landkreises geworden ist. Mit dem Haus 10 hat diese Gruppe seit 1991 sehr gute Bedingungen zu ihrer Entfaltung. Den Ausstellungsräumlichkeiten angeschlossen sind Druckwerkstatt und Bildhauerwerkstatt und nicht zuletzt dies ist die Basis für einen erfolgreichen Künstleraustausch.

All diese vier Gruppierungen verbindet die unmittelbare Nähe zur Metropole München.  Ausstellungs- und Kulturarbeit in diesem Dunstkreis organisieren zu wollen, bedarf einer großen Kompetenz und einer steten Beharrlichkeit.  Natürlich ist auf der anderen Seite ein reger Kontakt zur Akademie der Bildenden Künste und der weit verbreiteten Kunstszene ein positives Element, aber trotzdem muss ständig darum gekämpft werden, dass das Engagement auch auf entsprechende Resonanz trifft.

Die fünfte Gruppierung in diesem Veranstalter-Fünfeck ist der Neue Kunstverein Regensburg, der seit 15 Jahren versucht, das ein wenig eingefahrene Kulturleben der alten Reichsstadt zu ergänzen. In all den Jahren wurden viele neue Impulse gegeben und auch das Projekt Trabanten ist dazu angetan, diese Arbeit fortzusetzen.

Im Mittelpunkt – die Kunstschaffenden

Trotz dieser Rahmenbedingungen, die eine ausführliche Erörterung wert waren, stehen die 25 Künstlerinnen und Künstler im Mittelpunkt des Ausstellungsprojektes. Gerade die Auswahl so unterschiedlicher Positionen birgt den Reiz eines spannungsreichen Projekts. Keine Kunstgattung wurde ausgenommen - und dieses Miteinander in fünf Etappen ist ein knisternder Spaziergang zur zeitgenössischen Kunstszene. Die Künstlerinnen und Künstler gewähren uns Einblick in Ihr Schaffen, treten mit ihren Arbeiten bewusst in Dialog mit Kolleginnen, Kollegen und Ausstellungsort.

Figurative und abstrakte Malerei, grafische Techniken, Bildhauerei und Objektkunst, Fotografie, Textilkunst, Inszenierungen, Videokunst, Installationen und Präsentationen für den öffentlichen Raum – all die 25 Künstlerinnen und Künstler gestalten, gemeinsam mit den Kuratoren vor Ort eine Präsentation, die weit hinaus geht über übliche Gruppenausstellungen.

Genau diese übergreifende Zusammenarbeit, die für alle Beteiligten, Kunstverantwortliche, Künstlerinnen und Künstler in dieser Dimension Neuland bedeutete, war ein besonders reizvoller Aspekt.